present progressive

 13.05. - 10.06.2017

Abel Auer (DE), Lisa Biedlingmaier (CH / DE), June Crespo (ES / NL), Ulrika Jäger (DE), Bernadette Wolbring (DE / SE)  

 

curated by peekaboo! 

 

Present Progressive; Zeitform, Englisch

 

Das Present Progressive ist eine Verlaufsform der Gegenwart. Dieses Tempus kann sich sowohl auf die Gegenwart als auch auf die Zukunft beziehen: Zum einen wird das Present Progressive für Handlungen, die zur Zeit stattfinden, verwendet, zum anderen für sich ändernde Situationen und für bereits vereinbarte Handlungen in der Zukunft. Dabei kommen vor allem Verben zum Einsatz, die einen Plan oder eine Bewegung von einem Ort oder einer Bedingung zur anderen vermitteln. Das Present Progressive ist eine Zeitform, die es im Deutschen nicht gibt.

 

peekaboo! präsentiert die Arbeiten von fünf KünstlerInnen, die sich mit Vorstellungen von Zeit und dem Ineinandergreifen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beschäftigen. Recalling, reenacting und rewriting etwa sind Strategien, die wiederholt eingesetzt werden, um die Gewichte der Geschichte zu verlagern. Die Zeitreise wird dabei als eine Möglichkeit vorgestellt, die Zukunft zu gestalten. Angeregt durch Chris Kraus´ „naive Vorstellung, dass es möglich ist dem Unglücklichsein zu entkommen, indem man einfach den Kanal wechselt“, hebt die Ausstellung Present Progressive die Gleichzeitigkeit von Ereignissen hervor – sei es in Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft.

 

Das Ausstellungsdesign besteht daher aus einem genau 68,38 m langen Gewebestreifen, der andere Vorstellungen von Zeit und zeitlichen Zusammenhängen in Erinnerung ruft. Die Maße und die Materialität des Streifens beziehen sich nämlich auf den Teppich von Bayeux (11. Jahrhundert, 0,53 m x 68,38 m). Der Mediävist Peter Czerwinski stellt die These auf, dass im Mittelalter ein anderer Zeitbegriff existiert habe, der im Gegensatz zur heutigen Wahrnehmung der Zeit von einer Simultanität ausgehe (in Gegenwärtigkeit: Simultane Räume und zyklische Zeiten, Formen von Regeneration und Genealogie im Mittelalter, 1993). Kausal zusammenhängende Ereignisse, die in unterschiedlichen Zeitebenen stattfanden, wurden demzufolge als gleichzeitig gedacht. Vergangenheit und Gegenwart lassen sich in dieser Zeitvorstellung mithin nicht klar unterscheiden. Darum sind auch auf dem Teppich von Bayeux Ereignisse, die in heutiger Vorstellung nicht zeitgleich stattfanden, in ein und demselben Raum dargestellt, der lediglich durch Architekturelemente unterteilt ist.

 

Bernadette Wolbring